Mind the Progress 31.5. + 1.6.2018 Kongress zu Kreativität und Digitalisierung
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Kurzinterview: "Fashiontech: Algorithmen als Inspirationsquelle"

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29.05.2018
Hamburg Kreativ Gesellschaft: Frau Wassong, in Ihrem Beruf als Modedesignerin setzen Sie auf Lasercutting und 3D Druck statt Nadel und Faden. Warum?
 
Frau Wassong: Durch den Einsatz digitaler Fertigungsverfahren wird eine Bearbeitung von Materialien ermöglicht, die vorher undenkbar gewesen wäre. Es können CAD-Dateien mit kreativer Software erstellt werden, um, wie beim Lasercutting, zweidimensionale Flächen zu gravieren/auszuschneiden oder wie beim 3D Drucken dreidimensionale Objekte herzustellen. Digitale Fertigungsverfahren ermöglichen jedem Designer die Herstellung von personalisierten und qualitativ hochwertigen Produkten. Auf Nadel und Faden habe ich aber noch nicht komplett verzichtet...
 
Hamburg Kreativ Gesellschaft: Welche Materialien verwenden Sie?
 
Frau Wassong: Bei Textilien verwende ich gerne pflegeleichte Materialien, wie z.B. Polyester oder Leder. Außerdem lassen sich diese Materialien gut mit dem Lasercutter bearbeiten. Beim 3D Druck gibt es mittlerweile sehr viel Auswahl. Wenn ich einen Test-Druck in meinem Studio anfertige, handelt es sich um Filament aus PLA, also Polylactide. Bestelle ich den Druck über einen Onlinedienst, reichen die Materialien von Kunststoff über Metall bis hin zu Porzellan. Meistens komme ich hier auf einen flexiblen Pulverdruck aus Nylon zurück.
 
Hamburg Kreativ Gesellschaft: Was inspiriert Sie?
 
Frau Wassong: Inspirationsquellen finde ich an den verschiedensten Stellen. Manchmal ist es neue Elektronik, mit der ich gerne auseinandersetzen möchte oder interessante Maschinen, die zum Testen einladen. Im Moment finde ich generative Gestaltung für 3D Objekte sehr spannend. Hierbei handelt es sich um Algorithmen, die teils dreidimensionale Objekte entstehen lassen oder auch deren Oberfläche manipulieren.
 
Hamburg Kreativ Gesellschaft: Wie sieht für Sie die Mode der Zukunft aus?
 
Frau Wassong: Bisher werden digitale Fertigungsverfahren in bekannten Modehäuser weniger angewandt. Jedoch wird dies im Bereich Haute Couture sicherlich in naher Zukunft ansteigen. Ob es anschließend auch für den Konsumenten im Laden erwerblich ist, wage ich zu bezweifeln. Verglichen mit traditionellen Herstellungsverfahren ist das 3D Drucken bisher noch viel zu zeitintensiv. Auf der anderen Seite wird der Bereich Customization, also kundenspezifische Anpassung, in der Bekleidungsindustrie deutlich zunehmen.
 
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Wassong!
 
Foto: Jan Rasmus Voss